Bevor es in den Supermarkt geht, schnell ein Paar Einmalhandschuhe übergezogen – und schon sind wir besser vor dem neuartigen Coronavirus geschützt. Zumindest glauben das viele. Für Mediziner wiederum ein Irrglaube.
Warum Einweghandschuhe wenig sinnvoll sind
- Medizinisches Personal trägt die dünnen Latexhandschuhe im beruflichen Alltag, um sich damit zum Beispiel vor dem Kontakt mit Körperflüssigkeiten zu schützen. Dass wir die Einmalhandschuhe mit den sterilen Verhältnissen im Krankenhaus oder der Arztpraxis im Kopf verknüpfen – nachvollziehbar. Aber damit erzeugen wir, so Experten, ein Gefühl von Sicherheit, die es so aber nicht gibt.
- In unserem Alltag, also zum Beispiel beim Einkaufen, werden solche Schutzhandschuhe schnell porös. Werden sie durchlässig, können Bakterien, Keime und Viren so auf die Haut gelangen. Ideale Voraussetzungen, denn die Eindringlinge vermehren sich gut in einer feucht-warmen Umgebung, die durch das Tragen der Handschuhe entsteht.
- Wir fühlen uns geschützt und tragen die Handschuhe lange. Wir fassen uns ins Gesicht, tippen auf dem Smartphone, mal mit mal ohne Latexhandschuhen, die Haut schwitzt durch das Material stärker – so haben die Erreger leichteres Spiel.
- Wir vergessen, uns regelmäßig die Hände zu waschen, wenn sie in Latex stecken. Dabei gilt eine regelmäßige und gründliche Händehygiene als eine der wirksamsten Schutzmaßnahmen. Denn Seife mögen die SARS-CoV-2-Viren gar nicht, weil sie unter anderem von einer Fettschicht umhüllt sind, die durch Seife aufgelöst wird.
- Medizinische Handschuhe sind dieser Tage ein rares Gut. Deshalb sollten sie am besten dem medizinischen Personal vorbehalten sein.
- Auch an die Umwelt denken.
Stimmen aus der Medizin
„Medizinisch ungeschulten Menschen würde ich das Tragen von Einmalhandschuhen im Alltag gar nicht erst empfehlen. Denn sehen Sie: Es erfordert ein gewisses Know-how und Übung, sich Einmalhandschuhe so auszuziehen, dass die etwaig darauf haftenden Mikroorganismen auch darauf verbleiben und der Handschuhträger sie sich nicht beim Ausziehen auf die Hände, das Handgelenk oder die Ärmel seiner Oberbekleidung schmiert“, erklärt Prof. Dr. Ojan Assadian, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH), in einem Interview mit pflegen-online.de.
Allgemeinmediziner Dr. Marc Hanefeld ist einer der lautesten Verfechter des Themas. Auf Twitter fasst er es so zusammen: „Plastik gibt zigfach mehr Keime an die Umgebung ab als Haut. Man rennt nicht mit Gummihandschuhen durch die Gegend, es sei denn, man möchte eine Hygiene-Sau sein. Fertig. Kann das bitte mal in die Köpfe?“